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Böhmerwald

Die Budweiser Festtracht

(beschrieben von Olga Hartmetz-Sager)

tracht_boehmerwald_budweisDie Festtracht wurde bis 1946 in der Sprachinsel und im Umland von Budweis (Èeské Budìjovice) getragen. Es handelt sich um eine Miedertracht mit einem meist bunten Leibteil. Das Mieder kann aus verschiedenen Stoffarten gefertigt werden.

Das Mieder ist vorne offen und an Miederhaken oder in Miederlöchern geschnürt. Ein Stecklatz kann (nach der älteren Tragweise) eingesteckt werden. Der Latz war früher goldverziert und bestickt, wurde jedoch in der letzten Tragzeit nicht mehr eingesteckt, da das Brust- oder Schultertuch vorne geschlossen getragen wurde und der Latz nicht mehr notwendig war. Die Schnürung ist jedoch geblieben.

Das Mieder wird zu einem bis zu fünf Meter weiten, in hohe Stehfalten gefaßten Rock ("Kittl") aus Leinen, Baumwolle oder (später) Wolle getragen. Der Rock kann am Mieder angenäht sein (jüngere Form, bis 1946 und heute) oder getrennt an Rockhaken (ältere Art, um 1820 bis etwa 1870) getragen werden. Er ist mit einer 6-8 cm breiten Webborte verziert, die etwa 20-25 cm über dem Rocksaum angenäht ist.

Zur Tracht wird eine reinseidene Schürze getragen. Sie war im allgemeinen bunt, hell pastell oder dunkler gestreift und hatte in die Streifen eingewebte Blumenmuster (broschurt).
 

Das seidene bunte Schultertuch durfte zur Tracht nicht fehlen, wie auch das spitzenverzierte weiße Tüchlein, das im Schürzenbund angeheftet war. Das "Hauptentuch" aus schwarzer Baumwolle oder Seide ist an allen vier Ecken mit bunten eingestickten oder broschurten Blumen verziert.
Mit Puffärmeln bis zum Ellbogen war die "Budweiser Bluse" ("Pfoad") zu sehen. Schulterplatten und Stehkrägelchen sind mit Weißstickerei verziert, die Ärmel haben ein Bündchen mit Spitzenverbrämung und sind an der Schulter gesmokt und bestickt.

Zur Tracht gehörte auch eine mit schwarzen Perlen besetzte Taillenjacke, die heute jedoch kaum nachgenäht wird, da die Posamententeile fehlen. Dazu wurden weiße Kniestrümpfe ("Stutzen") und schwarze Halbschuhe getragen, außerdem ein Körbchen oder ein "Zöger" und zum Kirchgang Fingerhandschuhe, Wachsstöcklein und Gebetbuch. Der oder mehrere "Interschekiedl" wurde(n) unter dem Kittl getragen, heute wird der weiße Unterrock gerüscht.

 

  • Abbildung: Trachtenberaterin Olga Hartmetz-Sager in der Budweiser Festracht

 

 

 

Goldhaubenkleid mit "Linzer Goldhaube" aus Rosenberg

(beschrieben von Brigitta Schweigl-Braun)

tracht_boehmerwald_RosenbergDas Goldhaubenkleid aus dunkelblauer Wildseide wurde in der Böhmerwaldstadt Rosenberg (Ro¾mberk nad Vltavou) zur sogenannten "Linzer Goldhaube" noch in den 1930er Jahren getragen. Hierzu gibt es alte Fotografien von einer Goldhaubengruppe aus Rosenberg.

 

Es handelt sich um ein Bürgerkleid, das an die Modeströmung des Biedermeier angelehnt ist. Als Reaktion auf das Empire rückt hier der Gürtel wieder in die Taille. Die Taille ist glatt und endet im sogenannten Spitzleib. Die Ärmel, an den Schultern gepufft, zum Handgelenk hin als Schiebeärmel schmaler werdend, wurden Schinken- oder Hammelkeulenärmel genannt.

Der Rock ist in der Taille durch Stehfältchen zusammengefasst und kann in der unteren Breite bis zu zehn Metern Umfang haben. Darunter wird ein verstärkter Unterrock (ehemals mit Rosshaar) getragen. Zur Zeit des Spätbiedermeier wurden die Röcke durch Krinolinen unterstützt. Als Schutz gegen die Witterung gehört zum Goldhaubenkleid ein großes "türkisches" rotgemustertes Cashmeretuch mit Paisleyornamentik, da der weite Rock keinen Mantel vertrug.

Als Accessoires gehören zum Goldhaubenkleid: ein Spitzentaschentuch zum Einschlagen des Gebetbuches, ein Rosenkranz, Spitzenhandschuhe oder halbe "Handstutzeln", ein Biedermeiersträußchen und ein Sonnenschirmchen, ein weißer Spitzenkragen.

Die Goldhaube besteht aus einem Drahtgerüst, auf das ein mit Goldfäden bestickter Stoff gezogen wird. Typisch für diese Art der Haube ist die Helmform, der Knauf oder "Böndel" und die Flügelspitze mit einer Schleife aus versteiftem Tüll oder Organdy, dem sogenannten Flor. Die Goldfäden bestehen aus einem textilen Grundfaden, der mit Metalldrähten, dem sogenannten Lahn, umsponnen ist. Das Goldlahn entsteht durch Auswalzen von massiven oder plattierten Metalldrähten. Eine weitere Auszier der Haube sind Goldpailletten, die sogenannten Flinserln.

Literatur: Lipp, Franz Carl: Von der Herstellung der Linzer Goldhaube. In: Goldhaube und Kopftuch. Linz 1980, S. 91-101

 

  • Abbildung: Trachtenberaterin Brigitta Schweigl-Braun im Goldhaubenkleid aus Rosenberg

 

 

 

Die erneuerte Böhmerwald-Frauentracht

(beschrieben von Erika Weinert)

 

tracht_boehmerwald_erneuertDie erneuerte Böhmerwaldtracht wurde nach der Vertreibung im Jahre 1957 an Hand einer Trachtenbeschreibung gefertigt. Aus einfachsten Anfängen, zum Teil aus dem Gedächtnis, entstand sie wieder. Als Attribut der Vertreibung und der Trauer wurde sie anfangs mit einer schwarzen Schürze ausgestattet.

Der Leiblkittel (Rock und Oberteil bilden ein Kleidungsstück) ist aus Wollstoff oder Mischgewebe. Der Stoff soll leinenbindig in zwei Farben sein (z.B. Kette blau, Schuß schwarz). Das Oberteil kann auch ein kleines Muster in kräftigen, aber nicht grellen Farben aufweisen. Hals und Armausschnitt sind mit einer Paspoilschnur, mit Stoff vom Mieder oder Rock eingefasst. Sieben silberne Trachtenknöpfe verschließen das Mieder. Der Rock ist gestiftelt (von Hand in Stehfalten gezogen) und unter der Schürze in Falten gelegt.

Die Schürze ist aus einfarbiger oder gemusterter Seide oder Seidenmischgewebe in einer nicht zu hellen Farbe, die zum Leiblkittel passt. Sie wird mit einer Trachtenschließe oder einem Knopf seitlich verschlossen.
 

Die Bluse aus weißem Halb- oder Rohleinen oder Baumwollmischgewebe kann mit kurzem oder langem Oberteil genäht werden. Der Halsausschnitt kann mit Stehkragen, rolliert oder mit Spitzenrüsche gearbeitet werden. Der sehr weite Ärmel der Festtagsbluse wird schräg geschnitten und ist am Oberarm und an den Bündchen sehr aufwendig mit Ziersmok oder Zierstichen bestickt.

Das Schultertuch ist aus Seide und farblich auf Leiblkittel und Schürze abgestimmt. Das Kopftuch ist aus schwarzer Seide und mindestens 150 x 150 cm groß. Es sind mehrere Bindearten möglich.

Dazu werden weiße Kniestrümpfe und schwarze Schuhe getragen.

 

  • Abbildung: Trachtenberaterin Erika Weinert in der in der erneuerten Böhmerwaldtracht